aStore

Donnerstag, 30. Mai 2013

Wie kommt das Buch auf die Bestsellerliste oder...

wie liest man eigentlich als Buchhändler?

Oft werde ich ja - zumindest von Buchaffinen - beneidet, wenn ich in Gesprächen erwähne, dass ich in einer Buchhandlung arbeite. Klar: für Leseratten wäre das ja der absolute Traumberuf: Lesen, was das Zeug hält.
Als Buchhändler hat man zwar die riesengrosse Auswahl, muss aber tatsächlich stark selektieren, sonst würde es überhand nehmen.
Als Ausschlussprinzip gelten da natürlich die Genres, die Sprache!, die Verlage (ja, auch die), die Autoren und zu guter Letzt natürlich auch der Inhalt (ganz ehrlich: manchen Verantwortlichen sollte für das Cover eines Buches und für die Klappentexte desselbigen die Kündigung überreicht werden).
Für Buchhändler gilt es schon fast als Usus, die Bestsellerliste bei der Auswahl seiner eigenen Lesekost links liegen zu lassen, gibt es doch andere, viel spannendere Sachen.
Deshalb stellt sich jetzt die Frage: wie kommt so ein Buch eigentlich auf die Bestsellerliste?

Sonja Marjasch definierte bereits im Jahr 1946 für das Buch als Bestseller, "der innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, in einem bestimmten Einsatzgebiet im Vergleich zu den übrigen Büchern derselben Gattung während der gleichen Zeit am gleichen Ort eine Höchstzahl an verkauften Exemplaren erreicht hat."
Klingt umständlich, aber das ist ja bei Definitionen immer so.

Für viele Käufer ist es recht einfach, sich anhand dieser Listen zu orientieren, weil es wohl schon einen Grund gibt, dass das Buch auf der Liste gelandet ist...und: der Nachbar/Freund/Kollege/Mitarbeiter/Mitreisende/Direktor/Vorgesetzte/etc. pp hat das Buch ja auch gelesen/empfohlen etc.pp....ihr seht also, so ein Buch kommt nicht umsonst auf die Liste. Würde man allerdings danach urteilen, ob das Buch auch gelesen wurde, hätten viele Bücher es nicht mal unter die Top 1000 geschafft. Prominentes Beispiel hierfür: "Deutschland schafft sich ab" von Thilo Sarrazin (böse Zungen behaupten ja, die Hälfte der Buchkäufer habe die Statistiken und Tabellen nicht verstehen können, weil ihre Bildung nur Ein-Bildung war).
Ein noch bekannteres Beispiel für gelungene Mundpropaganda und gelungene Selbstinszenierung des Autors: die "Harry-Potter"-Bände, zumindest die ersten drei, die anderen waren dann Selbstläufer.

Es gibt dann noch die Steadysellers, also die Bücher, die seit langer Zeit im Programm sind und sich ständig verkaufen, besonders dann, wenn Lehrer wieder auf die Idee kommen, ihre Schüler damit im Unterricht zu quälen (besonders Findige kaufen dann keine Sekundärliteratur, sondern die DVD, so es denn eine gibt.)
Literaturnobelpreisträger schaffen es dann gerne mal auf die Listen, wenn sie nicht gerade Lyriker aus dem hohen Norden sind. FAZ-Titel schaffens sowieso und mittlerweile gibt es ja auch die Bücher, die ihren Start als eBook-Version erfolgreich hingelegt haben, und zwar so erfolgreich, dass dann gleich die Printversion rausgebracht wurde. ("Shades"-Reihe, die als FanFiction anfing - Vorbild war die "Biss"-Reihe von S. Meyer). Regelmässig kommen dann auch die Nachahmer in den Genuss kurzzeitigen Ruhms und bis heute haben wir noch nicht klären können, ob die Manuskripte im Verlag schon vorhanden waren und man einen günstigen Augenblick abwarten wollte, oder ob man im Überschwang der Erfolgsquote gleich die nächsten Autoren angeworben hat, beides wird wohl der Fall sein, schätze ich.

Ich wähle meist aus meinem Lieblingsautoren-Pool aus, das hilft. Und wenn es dann nichts mehr gibt, reicht bei mir schon das kurze Überfliegen der ersten Seiten.