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Dienstag, 11. Februar 2014

Lesley Hazleton "The first Muslim"

Zunächst einmal: ich gebe zu, ich lese sehr ungern Biographien. Das liegt wahrscheinlich zum grossen Teil an meinem Beruf: alle naselang meint ein sog. "Promi", sich über sein achso glorreiches Leben schriftlich auslassen zu müssen, mit mehr oder weniger grossem Erfolg.

Selbst Prophetenbiographien mag ich nicht sonderlich, zumal die meisten recht einfach gestrickt sind und sich oftmals gleich lesen; meist hängt es allein von der Sprache ab, ob sie für mich als nochmals lesenswert gelten. (Mein Merksatz: Ein gutes Buch möchte man mehrfach lesen...).

Als Lesley Hazletons Biographie über den Propheten Muhammad erschien, kam fast zeitgleich ein anderes biographisches Werk über einen anderen Propheten auf den (englischen) Buchmarkt, Reza Azlans "Zealot - the life and times of Jesus of Nazareth", das wahrscheinlich auch bei dem einen oder anderen Muslim im physischen oder virtuellen Bücherregal zu finden ist. Ein Aufschrei ging durch die amerikanischen Medien: wie kommt ein Muslim dazu, ein Buch über Jesus zu schreiben? Nun ja, scheinbar hat es den Amerikanern niemand gesagt (ups, braucht man ja nicht, man muss eigentlich nur heimlich zuhören...), dass Jesus (e.g. Isa as) genauso ein Prophet für Muslime darstellt wie auch in der christlichen  Welt (okay, hier wurde er hochstilisiert zum "Erlöser" und "Sohn Gottes").

Was jetzt  Lesley Hazletons Biographie über den Propheten Muhammad von all den anderen Biographien unterscheidet, ist zum einen der wunderbare Erzählstil in einer sehr bildhaften Sprache, die unweigerlich zum Kopfkino bei Leser führen muss. Zum anderen verwendet sie etwa ein Drittel des Buches für die Kindheit und Jugend des Propheten. Natürlich kann man jetzt sagen, dass es nicht allzuviel Material aus den historischen Quellen gibt, die einen Autoren dazu verleiten könnten, ein Drittel seines Textes dazu zu verwenden und Gefahr zu laufen, dass der Leser dann schon eher das Buch beiseite packt, doch Lesley Hazleton gelingt es, diese Theorien und Hypothesen auf einen sehr sicheren Boden zu stellen.

Erst nach Lesen dieses Textes ist es mir diesmal tatsächlich gelungen, den Menschen Muhammad hinter seiner Grösse zu sehen und zu entdecken.

Jetzt kommt das böse ABER: Bislang scheint sich kein deutscher Verlag für das Buch zu interessieren, sodass der geneigte Leser die englische Fassung erwerben muss.



The first Muslim
by Lesley Hazleton
Atlantic Books, 2014
Taschenbuchausgabe, ca. 11€
320 Seiten





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